Karl Heinz Büchel an den Landungsbrücken

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Zitat von Antoine de Saint-Exupery aus dem Werk Die Stadt in der Wüste / Citadelle

Die Sehnsucht nach dem Meer war Karl-Heinz Büchel, besser bekannt auch als Fährmann Kapt`n Kudd`l, schon mit in die Wiege gelegt worden. Aufgewachsen im Herzen St. Paulis und mit dem Tor zur Welt – dem Hamburger Hafen – vor der Tür, zog es Büchel schon früh auf das Wasser. Er heuerte auf Barkassen an, und hatte nur einen Wunsch: Ein eigenes Schiff zu haben.

Die erste eigene Barkasse ließ nicht lange auf sich warten. Heimathafen wurde Brücke 7 an den Hamburger Landungsbrücken. Das Geschäft florierte und schon bald nannte er eine ganze Flotte sein eigen. Die Barkassen wurden gehegt und gepflegt. In Hamburg sagte man: „Kapt`n Kudd`l hat den Maybach unter den Barkassen.“ Auf dem Erfolg ausruhen? Das war nicht sein Ding. Stattdessen suchte er nach neuen Herausforderungen.

 

Karl Heinz Büchel an den Landungsbrücken

 

Karl Heinz Büchel übernimmt die Fähre Zollenspieker – Hoopte

So war es kein Aprilscherz, als er zum 1. April 1984 die ein Jahr zuvor eingestellte Fährverbindung zwischen Zollenspieker und Hoopte übernahm, und mit einer seiner Barkassen einen Neuanfang wagte.

Die Fährverbindung wurde anfangs mit dem alten Fährprahm wieder aufgenommen, der auch heute noch im Hafen Zollenspieker liegt. Ihm folgte die „Spieker Möwe“ und später die große „Hoopter Möwe 2“, die Platz für bis zu 24 Autos bietet.

Mit der Barkasse „Patrick“ bot er Fahrten zum Hamburger Fischmarkt an und brachte somit viele Kunden auf den Geschmack. Immer öfter wurden kleine Schifffahrten mit Bewirtung zu Geburtstagen, Hochzeiten oder Firmenfeiern angefragt, doch auf der Barkasse ging das nicht.

Tatkräftige Unterstützung fand Kudd`l in seiner Familie. Seine vierte Frau Mirka, der er gleich sagte“ Du bekommst mich nur zu fünfzig Prozent – die anderen gehören der Elbe“, brachte ihren Sohn Darek mit in die Ehe ein. Während Mirka dem Arbeitsplatz im Fährimbiss an Land den Vorzug gab, fand Darek in seinem Stiefvater einen großen Lehrmeister.

Mit dieser Unterstützung der Familie erfüllte sich Kudd`l 2008 schließlich seinen Lebenstraum: Den Bau eines eigenen Schiffes – der „Kapt. Kudd`l“. Das 38,2m lange und 7,80m breite Schiff wurde in einer Werft in der Nähe von Bonn gebaut. Vollklimatisiert, mit Granit-Tanzfläche unter Sternenhimmel, Büffet- und Barbereich und modernster Ausstattung ist es heute das Flaggschiff der Fahrgastschiffe. Es bietet bis zu 120 Personen im Salon platz und ist auch für Fahrten jenseits des Hamburger Hafens zugelassen. Fehlte nur noch ein geeignetes Schiff welches einen ähnlichen Komfort bietet aber unter den Brücken der Speicherstadt hindurch passt.

Darek begab sich also auf die Suche nach einem gebrauchten Schiff für diese Anforderungen. Dies war jedoch gar nicht so einfach, denn das Tiedengewässer Elbe stellt besondere Anforderungen an die Bauweise des Schiffes. Schließlich wurde er in Österreich fündig.

Das im Jahr 2000 gebaute Innschiff St. Nikolaus wurde von Kufstein aus für Fahrten auf dem Inn eingesetzt und stand zum Verkauf. 18 Monate dauerte es bis der Kauf schließlich perfekt, Papierkram erledigt und der Transport organisiert war. Per Tieflader wurde die 85t schwere St. Nikolaus über München nach Heilbronn transportiert, was mit einigen Schwierigkeiten in engen Ortschaften und über kleine Brücken verbunden war. Mit Hilfe von zwei großen Kränen wurde das Fahrgastschiff in Heilbronn auf eine Schute gehoben und schließlich auf dem Wasserweg nach Hamburg gebracht.

Bevor es auf die erste Fahrt ging durchlief die St. Nikolaus eine komplette Generalüberholung: der Rumpf wurde entrostet, das komplette Schiff gereinigt, neu gestrichen und eine moderne Musik- und Sprachanlage installiert.

Ein Jahr später, wenige Tage vor seinem 76. Geburtstag dann der traurige Schicksalsschlag für den Familienbetrieb. Käpt’n Kudd’l, einer der letzten Hamburger Originale, ging für immer von Bord. – Das Steuer hat seitdem sein Sohn Darek übernommen.